Darmgesundheit und Deine Haut

Der Darm ist seit einiger Zeit zu einem Thema geworden, mit dem sich Personen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven in unterschiedlichen Medien auseinandersetzen und unser Organ so ins Bewusstsein der Menschen in der westlichen Welt zurückgeholt haben. Bücher über den Darm wurden zu Bestsellern, im Fernsehen helfen die Ernährungs-Docs Menschen unterschiedliche Beschwerden mit gezielter Ernährungsumstellung zu lindern und klären darüber auf, welche Rolle der Darm in diesen Zusammenhängen spielt, und im Internet wächst die unglaubliche Menge an Podcasts und Artikeln, die sich mit unserem Verdauungsorgan beschäftigen, täglich.

 

Warum wollen heute immer Menschen wissen, wie ihr Darm funktioniert? Ganz sicher hängt das gestiegene Interesse mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen zusammen, die zeigen, dass er weit mehr ist als nur Verdauungsorgan. Die Zusammenhänge zwischen Darm und anderen gesundheitlichen Aspekten sind so umfangreich und werden von Anbietern diverser Produkte vor allem im Internet aggressiv vermarktet, dass es Sinn macht, sich diesem Themenkomplex einmal intensiv zu widmen. Wir wollen gemeinsam herausfinden, wie die der Darm funktioniert, wie unsere Ernährung die (Darm-)Gesundheit beeinflusst und natürlich, wie wir die Zusammenhänge für die Gesundheit unserer Haut und unser Aussehen nutzen können.

 

Ein kurzer Überblick

Der Darm ist das mit Abstand größte Organ des Menschen, bei erwachsenen Menschen hat er eine Oberfläche von ca. 200 Quadratmetern. Das entspricht in etwa der Größe eines Tennisplatzes. Er ist auch das größte Organ des menschlichen Immunsystems, denn etwa 70 Prozent der Immunzellen eines Menschen sitzen im Darm.

Aus dem Magen gelangt der Brei aus zerkleinerter Nahrung und Magensaft in kleinen Portionen in den Dünndarm, mit 5 bis 6 Metern der längste Teil unseres Verdauungssystems. Hier werden die Nährstoffe mithilfe der Verdauungssäfte in ihre kleinsten Bausteine zerlegt, damit sie durch die Darmwand ins Blut aufgenommen werden können. Um eine möglichst große Oberfläche für die Nahrungsaufnahme bereitzustellen, ist die Darmwand in Falten gelegt und zusätzlich mit Ausstülpungen, Einsenkungen und Zellfortsätzen versehen.

Unser Dickdarm ist ein effektiver Resteverwerter, der den Speisebrei stark eindickt und noch einige Mineralien aufnimmt. Spezielle Zellen sondern Schleim ab, um den Kot gleitfähiger zu machen. Im Dickdarm tummeln sich auch die meisten der Billionen Darmbakterien, an die tausend Arten sind von ihnen mittlerweile bekannt. Sie helfen dem Körper, Ballaststoffe aus pflanzlichen Lebensmitteln zu verdauen.

In der Vergangenheit betrachtete man den Darm in der westlichen Welt hauptsächlich als reines Verdauungsorgan. Allerdings zeigen neuere wissenschaftliche Erkenntnisse ein viel umfassenderes Bild: Es scheint, dass unsere Immunabwehr, der Stoffwechsel, das Körpergewicht und sogar unsere Gemütslage direkt aus dem Bauch heraus beeinflusst werden. Die Darmflora nimmt dabei eine zentrale Rolle ein. Wenn dieses komplexe Ökosystem aus der Balance gerät, kann dies weitreichende Auswirkungen auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden haben.

Die Aufgaben des Darms

  • Verdauung der Nahrung: Im Dünndarm werden die Nahrungsmittel mit Hilfe von Enzymen abgebaut und aufgenommen. Im Dickdarm werden dem Speisebrei Elektrolyte entzogen.
  • Aufnahme von Wasser und Eindickung des Nahrungsbreis: Im Dickdarm wird dem Speisebrei etwa 90 Prozent seiner Flüssigkeit entzogen, die über die Blutgefäße in der Darmwand in die Leber und von dort in den Blutkreislauf gelangen.
  • Bildung von Abwehrzellen und Abwehr von Krankheitserregern: Der Darm beherbergt eine Vielzahl von Immunzellen, die dazu beitragen, Infektionen und Krankheiten abzuwehren. Darüber hinaus ist der Darm auch an der Produktion von Antikörpern beteiligt, die dazu beitragen, schädliche Bakterien und Viren zu erkennen und zu bekämpfen. Die nützlichen Bakterien der Darmflora sorgen dafür, dass schädliche Bakterien sich nicht ausbreiten können und bilden so die schützende Darmbarriere.
  • Produktion von Hormonen und Neurotransmittern: Der Darm spielt eine wichtige Rolle bei der Produktion von Hormonen und Neurotransmittern, die für die Regulierung verschiedener Körperfunktionen wichtig sind. Ein Beispiel ist Serotonin, ein wichtiger Botenstoff im Gehirn, der für die Regulierung von Stimmung, Schlaf, Appetit und anderen Funktionen wichtig ist. Serotonin wird auch im Darm produziert und kann Einfluss auf die Darmbewegung und die Schmerzwahrnehmung haben.
  • Ausscheidung von Abfällen: Der Darm ist auch dafür verantwortlich, Abfälle und unverdaute Nahrungsmittel aus dem Körper auszuscheiden. Sie werden mit Hilfe von Muskelbewegungen bis zum Enddarm transportiert.

Die Darmflora und das Mikrobiom

Wenn man weiß, dass die Darmbakterien an fast allen gerade genannten Prozessen beteiligt sind, wird einem schnell klar, dass unsere Darmbewohner weit mehr tun als unsere Nahrung zu zersetzen. Bakterien leben neben dem Darm übrigens auch auf der Haut und all unseren Schleimhäuten. Die Wissenschaft geht davon aus, dass die Anzahl menschlicher Zellen in einem Körper und die Zahl der Bakterien, die ihn besiedeln, ungefähr gleich sind. Bei einem 70 Kilo schweren Körper sind das ca. 39 Billionen Bakterien. Aufgrund ihrer geringen Größe machen sie aber nur etwa 0,3 Prozent unseres Körpergewichts aus. Die meisten Bakterien sitzen im Dickdarm, aber in allen Teilen des Verdauungstraktes siedeln Mikroorganismen, zu einem geringen Teil auch Hefepilze und Viren. Die Gesamtheit aller Gene der uns besiedelnden Mikroorganismen nennt man Mikrobiom.

In der Regel beherbergt der menschliche Körper ungefähr 150 Bakterienarten, die miteinander um den Nährboden zur Verbreitung konkurrieren. Die meisten von ihnen sind nützlich für uns, indem sie sich an den vorher genannten Aufgaben des Darms beteiligen und lösen keine Krankheiten aus, andere jedoch können unter bestimmten Bedingungen krank machen.

Die Aufgaben der Darmflora

  • Verdauungsunterstützung: Dickdarmbakterien verwerten unverdauliche Nahrungsbestandteile wie Ballaststoffe, die menschliche Enzyme nicht abbauen können.
  • Darmschleimhautpflege: Darmbakterien fermentieren Ballaststoffe und erzeugen kurzkettige Fettsäuren wie Acetat, Butyrat und Propionsäure, die Darmzellen als Energiequelle nutzen und ihr Wachstum regulieren.
  • Stoffwechsel & Energie: Darmbakterien stellen durch Ballaststoffabbau etwa 10% der täglichen Kalorien bereit und beeinflussen Zucker- und Fettstoffwechselregulation.
  • Kolonisierungsresistenz: Eine gesunde Darmflora verhindert schädliche Bakterienvermehrung, indem sie Nahrung und Sauerstoff konsumiert, Abwehrstoffe produziert und ein saures Milieu schafft, das gute Bakterien fördert.
  • Vitamin-Produktion: Unsere Darmbakterien produzieren wichtige Vitamine wie z. B. Vitamin K und verschiedene B-Vitamine.
  • Darmbarriere-Aufrechterhaltung: Die Darmflora konkurriert mit Krankheitserregern um Nahrung, unterstützt die Abdichtung der Darmwandzellen und produziert kurzkettige Fettsäuren, die die Darmwand schützen, um das Eindringen von Erregern und Schadstoffen ins Blut zu verhindern.
  • Training und Entwicklung des Immunsystems: Die Darmflora stimuliert und wird vom Immunsystem beeinflusst. Dieses Training hilft, nützliche Bakterien zu tolerieren und Erreger zu bekämpfen, wodurch Fehlreaktionen wie Lebensmittelallergien oder Autoimmunerkrankungen vermieden werden.

Ungleichgewicht der Darmflora

Dysbiose ist eine medizinische Bezeichnung für eine gestörte Darmflora, die sich in verminderter Bakterienvielfalt oder einem Ungleichgewicht zwischen nützlichen und schädlichen Bakterien äußern kann. Langanhaltende Dysbiose kann zu gesundheitlichen Problemen und Beschwerden führen. Symptome einer gestörten Darmflora sind Bauchschmerzen, Völlegefühl, Blähungen, Durchfall, schmieriger und übelriechender Stuhl sowie Verstopfung. Diese Probleme treten meist direkt im Verdauungstrakt auf. Zudem kann eine gestörte Darmflora das Immunsystem schwächen, wodurch die Anfälligkeit für Infektionen (z.B. Erkältungen, Pilzbefall) erhöht wird. Heißhungerattacken, Müdigkeit und Nahrungsmittelunverträglichkeiten können ebenfalls auf eine Dysbiose hindeuten.

Wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass eine gestörte Darmflora auch im Zusammenhang mit verschiedenen anderen Erkrankungen und Gesundheitsproblemen stehen könnte. Dazu gehören Reizdarm, Pilzbefall, Allergien, Hauterkrankungen, Rheumatische Erkrankungen, Migräne, Übergewicht, Diabetes mellitus, Arterienverkalkung (Arteriosklerose), Depressionen und Autismus-Spektrum-Störungen.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Erforschung der Zusammenhänge zwischen Darmflora und diesen Erkrankungen noch im Gange ist. Weitere Studien sind notwendig, um ein vollständiges Verständnis der komplexen Beziehungen zwischen Darmgesundheit und den unterschiedlichen gesundheitlichen Problemen zu erlangen.

Hauterkrankungen und Darmflora

Ja, es gibt Hinweise auf Zusammenhänge zwischen der Darmflora und Hauterkrankungen. Die Darm-Haut-Achse beschreibt die bidirektionale Kommunikation zwischen dem Verdauungssystem und der Haut. Eine gestörte Darmflora kann das Immunsystem und Entzündungsreaktionen im Körper beeinflussen, was sich in verschiedenen Hauterkrankungen äußern kann.

Einige Hauterkrankungen, die mit einer gestörten Darmflora in Verbindung gebracht werden, sind:

  • Akne: Studien haben gezeigt, dass Akne-Patienten häufig Veränderungen in ihrer Darmflora aufweisen.
  • Ekzeme (atopische Dermatitis): Diese entzündliche Hauterkrankung ist mit einem erhöhten Risiko für Dysbiose und Darmprobleme verbunden.
  • Psoriasis: Menschen mit Psoriasis haben oft eine veränderte Darmflora, was auf eine Verbindung zwischen dieser Autoimmunerkrankung und einer gestörten Darmgesundheit hindeutet.
  • Rosacea: Auch bei dieser Hauterkrankung gibt es Hinweise auf eine Verbindung zur Darmgesundheit.

Während es einige Hinweise auf diese Zusammenhänge gibt, sind auch hier noch weitere Forschungen erforderlich, um ein vollständiges Verständnis der Rolle der Darmflora bei Hauterkrankungen zu erlangen und gezielte Therapieansätze zu entwickeln. Wenn Du an einer dieser Erkrankungen leidest, ist es wichtig, einen Hautarzt zu konsultieren, um die richtige Behandlung zu erhalten.

Einflüsse von außen

Die Entwicklung der Darmflora beginnt bereits bei der Geburt, wenn es zur sogenannten "Erstkolonisierung" kommt. Bei einer natürlichen Geburt ähnelt die Darmflora des Neugeborenen der vaginalen Flora der Mutter, während sie bei einem Kaiserschnitt der Zusammensetzung der Hautbakterien der Mutter ähnelt. Durch Stillen wird die Darmflora in den ersten Lebensmonaten positiv beeinflusst.

Eine individuelle und relativ stabile Darmflora bildet sich erst im zweiten oder dritten Lebensjahr aus. Im Erwachsenenalter bleibt die Darmflora ein dynamisches Ökosystem und kann durch verschiedene Faktoren wie Ernährung, Medikamente und Stress beeinflusst werden. Einflussfaktoren auf die Darmflora sind unter anderem Gene, Geburtsweg, Stillen, Ernährung, Alter, Gesundheitszustand und Medikamente wie Antibiotika, Kortison und Schmerzmittel.

Antibiotika

Eine gestörte Darmflora kann besonders deutlich nach einer Antibiotika-Behandlung zu Tage treten. Antibiotika sind ein wirksames Mittel gegen bakterielle Infektionen, jedoch können sie nicht zwischen schädlichen Bakterien und nützlichen Darmbakterien unterscheiden. Dadurch wird die natürliche Darmflora angegriffen und bei einigen Patienten kann es zu einer sogenannten "Antibiotika-assoziierten Diarrhoe" führen. Im Anschluss an eine Therapie mit Antibiotika treten auch vermehrt virale Infekte auf, denn Darmbarriere und Immunfunktion sind noch geschwächt. Deshalb ist wichtig, die Darmflora nach einer Antibiotika-Behandlung wieder aufzubauen, um die Verdauung und die Gesundheit des Darms wiederherzustellen. Dieser Prozess kann zwischen mehreren Wochen bis zu mehreren Monaten dauern.

Darmflora unterstützen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Erholung der Darmflora nach einer Antibiotika-Behandlung zu unterstützen und generell dafür zu sorgen, dass diese im Gleichgewicht bleibt:

  • Probiotika: Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die die Darmflora unterstützen können. Sie können als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden oder in fermentierten Lebensmitteln wie Joghurt, Kefir und Sauerkraut enthalten sein.
  • Präbiotika: Präbiotika sind Nahrungsbestandteile wie Ballaststoffe, die das Wachstum von nützlichen Bakterien im Darm fördern können.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, die reich an Ballaststoffen, Obst, Gemüse und probiotischen Lebensmitteln ist, kann dazu beitragen, die Darmgesundheit zu unterstützen.
  • Vermeidung von schädlichen Substanzen: Es ist wichtig, schädliche Substanzen wie Alkohol und Tabak zu vermeiden, da diese die Darmflora beeinträchtigen können.
  • Reduzierung von Stress: Chronischer Stress kann die Darmgesundheit beeinträchtigen. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation und Atemübungen können dazu beitragen, den Stress zu reduzieren und die Darmgesundheit zu unterstützen.
  • Gesunder Schlaf: Untersuchungen haben gezeigt, dass eine gestörte Schlafqualität und ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus das Gleichgewicht der Darmflora beeinträchtigen können.

Du siehst, Du kannst über die Gestaltung deines Lebens, Deine Ernährung und durch den Verzicht auf schädliche Substanzen einiges tun, was sich positiv auf Deine Darmflora auswirkt. Solltest Du an einer der Krankheiten leiden, die in diesem Artikel im Zusammenhang mit der Darmgesundheit erwähnt wurden, kannst Du auf diesem Weg vielleicht eine Besserung erreichen. Bitte lass Dich in diesem Fall aber auf jeden Fall ärztlich beraten.

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